(Fand wenige Tage nach ihrer Ankunft in den USA einen Arbeitsplatz im Haushalt eines wohlhabenden jüdischen Geschäftmannes in Brooklyn. Wahrscheinlich half ihr beim Einstieg in dieser gesellschaftlichen Schicht ihre Berufserfahrung.) / Only a few days after her arrival she found a job as a housemaid with a wealthy jewish businessman in Brooklyn.)
liebe Marie,
Du müßtest New¬York nur wirklich mal sehen, wenn Du Sontag aus gehst komme ein bischen her, die Stadt ist wohl 3mal so groß wie Hamburg, die schönste und Hauptstraße der Broadway ist über 6 Stunden lang, hat rechts und lingst an 300 neben Straßen den die vielen vielen andern Staßen noch alle, zu Fuß kann man des¬halb auch wenig gehen da es so sehr weitläufig alles ist mann nimt Einfach die Care oder Eisenbahn welche fast in jeder Straße fahrt hoch oben bis an der zweiten Etg der Hauser, über einen Fahrweg geht man manches mal mit Lebens¬gefahr es rennt ein Wagen hinterm andern, ein Geräuscht das ma[n] sein eigen Wort nicht verstehen kann alles Geschäft und Geld. Am 8 August hatten wir das du[m]e Glück beide zusammen placirt zu werden in einen sehr feinen Privathau¬se in Brooklyn. [...]
Arbeit haben wir freilich etwas mehr, denn die Amerikaner leben sehr nobel, es wird hier dreimal am Tag warm gegessen, dann haben wir sämtliche Wäsche im Hause, da es außer dem Hause so furchtbar theuer ist, selbst Oberhemden und Manschetten müssen wir pletten. Verstehen muss man hier alles, wir richten es uns aber ein, wie wir wollen. [...] Die Familie ist außerordentlich freundlich, es sind im ganzen 8 Personen Mr. Und Mrs. Moses, 3 erwachsene Bild hübsche Töchter und 3 schmuke Jungens. Die Lady selber spricht gebrochen Deutsch, wir können uns ganz gut mit ihr verständigen. [...] Du müsstest uns nur mal Englisch sprechen hören, wir rappeln alles nach, ob es recht ist oder nicht, die Lady sagt manchmal Sie möchte gestorben sein, vor Lachen über uns.“ [...]
Ich habe auf die Amerikaner nichts auszusetzen es sind sehr freundliche galante Menschen, nur die Deutschen hier gefallen mir noch nicht so recht, sie thun alle sehr hoch t[ra]gen, als könnten sie kein Deutsch mehr verstehen, sie thun als wenn sie nichts von ihrem Vaterland mehr wüßten[...]“
Präsentation
Die Briefe schildern die Erfahrungen dreier in den 1880er Jahren in die USA Ausgewanderter. Während die Frau als Hausangestellte arbeitete, arbeiteten die Männer als Farmer. Wilhelmine Wiebusch fand wenige Tage nach ihrer Ankunft in den USA einen Arbeitsplatz im Haushalt eines wohlhabenden jüdischen Geschäftmannes in Brooklyn. Wahrscheinlich half ihr beim Einstieg in dieser gesellschaftlichen Schicht ihre Berufserfahrung.)