4. Die Zuwanderung nach Wien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Fragen
Beschreibung und Analyse
Durch den Ausbau des Bahnnetzes in der Monarchie erhöhte sich der Anteil der fremdsprachigen Migranten. Diese stammten aus den agrarisch geprägten und übervölkerten Regionen Böhmens und Mährens. Sie stellten das Dienstpersonal des Adels und des Bürgertums und lieferten einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung des „Vierten Standes“- der Industriearbeiterschaft. Im Jahr 1856 waren nur 30% der Bevölkerung in Wien geboren, und weitere 18% durch Einbürgerung „einheimisch“ geworden. 47% der damals in Wien lebenden Bevölkerung stammten aus den österreichischen Kronländern der Monarchie und nur 6% aus dem Ausland. Viele Kleingewerbetreibende und Handwerker kamen aus den Provinzzentren und Marktstädten der Monarchie. Die Zuwanderung vollzog sich zudem in einem zentralistisch organisierten Reich, in dem die Armee und der Beamtenstaat – unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit- das Sagen hatten.
Der Ausgleich mit Ungarn reduzierte das Herkunftsgebiet der Zuwanderer auf die österreichische Reichshälfte. Der Ausgleich ist ein im Jahr 1867 zwischen Österreich und Ungarn abgeschlossener Vertrag über das staatsrechtliche Verhältnis der beiden Teile der Österreichisch – Ungarischen Monarchie. Das bisherige Kaisertum Österreich wurde dadurch in die so genannte Doppelmonarchie (bis 1918) umgewandelt. Aus diesem Gebiet von Galizien, das der österreichischen Reichshälfte zugeschlagen wurde, strömten am Ende des 19. Jahrhunderts vor allem jüdische Zuwanderer nach Wien. Um 1900 betrug der Anteil der fremdsprachigen Bewohner der Stadt rund zwei Drittel der Einwohnerzahl.
Antworten
- Tschechisch
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Präsentation
Zu Beginn waren Menschen mit deutscher Sprache aus Böhmen, Mähren und die Sudetenländer die Hauptzuwanderer. Mit dem Bahnbau ab Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte sich das und es erhöhte sich der Anteil der fremdsprachigen Migranten. Der wirtschaftliche Bedeutungsgewinn und der Bahnbau ließ die Residenzstadt nun auch zur wirtschaftlichen Metropole aufsteigen. Um die Wende vom 19. Zum 20. Jahrhundert war Wien der Schmelztiegel von verschiedensten ethnischen, aber auch religiösen Gruppen (zum Beispiel Juden) geworden. Der Anteil der zugewanderten Bevölkerung, nach heutiger Sichtweise als „Bevölkerung mit Migrationshintergrund“ betrug um 1890 an die 65%.