„Die Armuth (!) im Kreise Oberinnthal(!) ist allenthalben groß, und die Noth(!) steigt noch vom Frühling jeden Jahres bis zum Herbst. Es würde manchem Hausvater kaum möglich sein, in dieser Periode eine zahlreiche Familie zu erhalten, weswegen er sucht, denjenigen Teil seiner Familie, der ihm bei der dieslands so beschwerlichen Feldarbeit nicht behülflich(!) sein kann, namentlich die Kinder von neun bis fünfzehn Jahren, vom Tische zu entfernen, indem er sie zum Viehhüten in das Ausland schickt.“
Quelle: Harb, Rudolf (Hg), Tirol, Texte und Bilder zur Landesgeschichte, Innsbruck, 1982.
Präsentation
Die sogenannten „Schwabenkinder“ zogen seit dem späten 17. Jahrhundert in die süddeutschen Regionen um den Bodensee und im Allgäu, wo sie Arbeit auf den reichen Bauernhöfen der Region fanden. Im 19. Jahrhundert zogen tausende Mädchen und Buben von März bis November als Arbeitssuchende nach Norden.
„Lexikon“ zum leichteren Verständnis:
Kreishauptmann: Ein Kreishauptmann war der oberste Vertreter der Verwaltungsbehörde eines Bezirkes. Heute entspricht dem Kreishauptmann der Bezirkshauptmann.
„dieslands“: Dieser Ausdruck bedeutet „in diesem Land/ in dieser Region“
Fragen
Beschreibung und Analyse
Das zeitweise Entfernen der Kinder vom elterlichen Mittagstisch, von ihrer Heimat stellt eines der traurigsten Kapitel in der Tiroler Geschichte dar. Viele Familien des oberen Inntals und des Vintschgaus waren besonders im 19. Jahrhundert nicht in der Lage, ihre Kinder von den Früchten ihrer Arbeit in der Landwirtschaft zu ernähren.
Warum gerade das Tiroler Oberland und der Vintschgau (heute in Italien) von massivem Nahrungsmangel betroffen waren:
In diesen Teilen Tirols herrschte im Erbrecht die sogenannte „Realteilung“:
Der vererbbare landwirtschaftliche Besitz wurde unter den Kindern zu gleichen Teilen verteilt. Die landwirtschaftliche Nutzfläche wurde dadurch von Generation zu Generation kleiner, bis sie bald eine Größe erreichte, welche die Besitzer nicht mehr ernähren konnte. Gleichzeitig führte dies Art des Erbrechtes aber dazu, dass sehr viele Kinder geboren wurden. Jeder war „Besitzer“ und in der Lage, eine Heiratserlaubnis vom Gemeindevorstand zu erlangen, eine Familie zu gründen.
Dazu kommt, dass es sich bei diesen Gebieten des Oberinntals und des Vintschgaus um landwirtschaftliche „Ungunsträume“ handelt – mit kargen Böden und wenig Niederschlag.
Für lange Zeit war es möglich, dass die dort wohnenden Menschen auch Erzeugnisse ihrer Heimindustrie und Erträge des Bergbaus verkauften – was aber ab dem 19. Jahrhundert immer schwieriger wurde, da Fabriken billiger produzierten, Bergwerke unrentabel wurden oder es einfach zu teuer wurde, Produkte aus verkehrstechnisch unerschlossenen Gebieten Europas abzutransportieren.
Eine mögliche Lösung des Ernährungsproblems sah man eben im „Vermieten“ der Arbeitskraft einiger ihrer zahlreichen Kinder.
Antworten
Kinder aus den bäuerlichen Gegenden des Oberinntals und des Vintschgaus.
Sobald sie „selbständig gehen konnten“. Sie waren zwischen sieben und fünfzehn Jahre alt.
Sie mussten im Schwabenland arbeiten, da sie ihre Eltern nicht mehr ernähren konnten.
Die Behörden wussten Bescheid, da sie eine Art Wanderpässe für die Kinder ausstellten.
Die Behörden hätten diese Saisonarbeit verbieten sollen, da die Kinder viele Monate lang keine Schulbildung bekommen konnten.
Sie wurden Schwabenkinder genannt, da sie im Schwabenland arbeiten mussten.
Präsentation
Die sogenannten „Schwabenkinder“ zogen seit dem späten 17. Jahrhundert in die süddeutschen Regionen um den Bodensee und im Allgäu, wo sie Arbeit auf den reichen Bauernhöfen der Region fanden. Im 19. Jahrhundert zogen tausende Mädchen und Buben von März bis November als Arbeitssuchende nach Norden.
„Lexikon“ zum leichteren Verständnis: