Inhaltsverzeichnis
- „Die deutsche Wirtschaft und ihre Umwandlung in eine polnische Wirtschaft“ – Das Fremdbild der Deutschen über die Polen im Spiegel einer Karikatur. [JPG Bild]
- Der historische Kontext der Karikatur. [Darstellungstext]
- Die Folgen. [JPG Bild und Text]
Lehrplanbezug
Die Sequenz bezieht sich auf die Kernlehrpläne des Landes NRW. Dort im gymnasialen Bereich auf Das Thema gehört es zum Inhaltsfeld 12; konkret geht es um Selbst- und Fremdverstehen in historischer Perspektive. Ferner greift es auf das Inhaltsfeld 10, „Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg“, zurück. Im Gymnasium werden diese Inhaltsfelder in der Klasse 9 unterrichtet.
Die Inhaltsfelder entsprechen denen der Lehrplänen für Gesamtschulen (11 und 13), in der Realschule ist nur der Bezug auf das Inhaltsfeld „Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg“ (hier: 8) und die Geschichte der „Weimarer Republik“ (Inhaltsfeld 7) möglich. In beiden Schulsystemen werden die genannten Inhaltsfelder in der Klasse 10 unterrichtet.
Zusammenfassung
Feindbilder und Stereotype gehören zum gängigen politischen Instrumentarium populistischer Politiker. Sie setzen sich allzu oft im Bewusstsein weiter Teile der Bevölkerung fest und bereiten dann vielfach den Boden für Ausgrenzungen, Verfolgungen, Pogrome und Genozide. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts ist vor allem deswegen ein „Zeitalter der Extreme“ (E. Hobsbawm), weil sie eine Unzahl solcher Verfolgungs- und Vernichtungsgeschichten erlebt hat.
1919, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, gab es in Deutschland eine Vielzahl solcher Feindbilder und Stereotypen – gegenüber den Sozialdemokraten („vaterlandslose Gesellen“, weil sie angeblich dem unbesiegten Heer in den Rücken gefallen waren), gegenüber den Juden, die als „Weltverschwörer“ Deutschland (und wahlweise alle anderen Ländern auch) in den Weltkrieg getrieben hätten, aber auch gegen die deutschen Nachbarn, die auf Seiten der Alliierten gekämpft hatten. Anglophobe Tiraden steckten im Köcher jedes Politikers, der imperialistische Ziele verfolgte, insbesondere seit dem Schlachtflottenbau unter Wilhelm II.; die Franzosen galten spätestens seit den Befreiungskriegen gegen Napoleon als „Erbfeinde“ Deutschlands; und das Stereotyp der „polnischen Wirtschaft“ (gemeint sind Chaos, Misswirtschaft und Kriminalität), entstanden im 18. Jahrhundert, war geradezu sprichwörtlich.
Im Mittelpunkt der hier beschriebenen Unterrichtssequenz soll eine „Doppelkarikatur“ aus dem „Kladderadatsch“ vom 27. 7. 1919 stehen. Der Titel lautet „Die deutsche Wirtschaft und ihre Umwandlung in eine polnische Wirtschaft“. Der Begriff „Wirtschaft“ ist hier doppeldeutig gemeint, denn er zielt auf das Wirtschaften der Deutschen und der Polen, zeigt aber im Bild zwei Szenen in einer Gastwirtschaft.
Konzeptionelle Ziele
Die SuS entwickeln Deutungen auf der Basis von Quellen (eine zeitgenössische Karikatur) und Darstellungen.
Sie beschreiben zunächst die Karikatur und beziehen sie danach mit Hilfe der Darstellung auf den zeitgenössischen Kontext. Dadurch sind sie auch in der Lage zwischen der Perspektive des Darstellenden (Intention des Karikaturisten) und den Dargestellten („den“ Polen) zu wechseln.
Methodische Ziele und Skills
Sie analysieren, vergleichen, unterscheiden und gewichten in Ansätzen das Handeln von Menschen im Kontext ihrer zeitgenössischen Wertvorstellungen und im Spannungsfeld von Offenheit und Bedingtheit.
Die SuS „beschreiben wesentliche Entwicklungen, Umbrüche und charakteristische Merkmale einzelner Epochen und Gesellschaften“; hier: beschreiben die Schüler die Auswirkungen des Versailler Vertrages.
Anregung von Aktivitäten
Einstieg mit einem Vergleich der Kladderadatsch Karikaturen von 1919. Die Klasse kann in zwei Gruppen geteilt werden, die jeweils eine Karikatur beschreiben und analysieren soll. Anschließend stellen sie ihre Ergebnisse der anderen Gruppe vor.
Anschließend wird der historische Kontext erarbeitet und analysiert.
Analyse der Karikatur aus dem Evening Standard von 1939. Im Klassengespräch wird der historische Kontext unter Zuhilfenahme der Rede von Reinhard Heydrich diskutiert.
Eine Abschlussdiskussion kann zu der Frage geführt werden, inwieweit bei der Besetzung Polens durch die deutsche Wehrmacht bestehende Stereotypen eine Rolle gespielt haben könnten.
Anregung der Auswertung
Sind die Schüler und Schülerinnen dazu in der Lage Karikaturen zu beschreiben und auszuwerten?
Sind die Schüler darüber hinaus dazu in der Lage, die gewonnen Erkenntnisse in einen Zusammenhang mit dem historischen Kontext zu setzen?